| von Kristina Bogner

Dynamic Zone Visibility in Tableau: Anwendungsbereiche und Alternativen

1. Einleitung

Was macht einen ansprechenden Business-Report aus? Selbstverständlich werden Sie sofort an die Wahl passender KPIs und Diagrammtypen denken — doch die User Experience ist mindestens genauso relevant. Wenn Visualisierungen zu viele Informationen auf einmal aufzeigen, werden Sie sich schwertun, Zusammenhänge in den dargestellten Daten zu erkennen. Ist das Dashboard hingegen übersichtlich gestaltet und einfach zu bedienen, sind Sie in der Lage, effizient Geschäftsentscheidungen daraus abzuleiten. [1] Eine dynamische und intuitive Benutzeroberfläche, mit deren Hilfe die Daten sukzessive erkundet werden können, ist somit ein sinnvoller Ansatz, um die User Experience zu verbessern. Eine solche Oberfläche kann in Tableau mit Hilfe des neuen Features Dynamic Zone Visibility (DZV) erreicht werden, das mit der Version 2022.3 eingeführt wurde. Dank DZV ist es möglich, Diagramme, Bereiche oder sogar ganze Dashboards automatisch bzw. manuell über einen Parameter oder ein berechnetes Feld vom Datentyp Boolean ein- und auszublenden. [2] Doch auch ohne DZV können Dashboards dynamisch gestaltet werden — z.B. unter Verwendung von Anzeigen/Ausblenden-Schaltflächen oder default Drilldowns [3]. Wann sollten Sie also DZV bevorzugen und gibt es Use Cases, in denen ein alternativer Ansatz von Vorteil ist? Im Folgenden werde ich Ihnen verschiedene Anwendungsfälle vorstellen und erklären, welche Methode jeweils am besten geeignet ist.

2. Use Cases

2.1 Drilldown

Da es bisher nur sehr wenige Video-Anleitungen zu Drilldowns mittels DZV gibt [4] [5], werde ich das Vorgehen in diesem Abschnitt Schritt für Schritt darlegen. Ich werde erläutern, wie Sie in Tableaus Superstore-Datenset von der Category über die Sub-Category bis hin zu den einzelnen Products drillen können.

Als Erstes erstellt man für jede Drill-Ebene ein eigenes Arbeitsblatt. In diesem Fall habe ich Balkendiagramme für die Visualisierung gewählt; mit anderen Diagrammtypen würde der Drilldown jedoch analog funktionieren. Zunächst werden zwei String-Parameter angelegt, deren aktueller Wert jeweils auf den leeren String gesetzt wird. Der eine Parameter steht für die ausgewählte Category, der andere für die selektierte Sub-Category. In den Sub-Category- und Product-Blättern fügt man nun die folgenden berechneten Felder zum Filter-Container hinzu, um die jeweilige Visulisierung auf die selektierte Category bzw. Sub-Category einzuschränken:

  • Category = Category Param
  • Sub-Category = Sub-Category Param

Um das Drill-Level zu bestimmen, auf dem man sich gerade befindet, werden drei weitere berechnete Felder benötigt:

Dynamic Zone Visibility Category
Dynamic Zone Visibility Subcategory Level
Dynamic Zone Visibility Product Level
Dynamic Zone Visibility Parameteraktion bearbeiten
Abbildung 1: Parameteraktion zur Befüllung des Category-Parameters

 

 

Anschließend wird im Product-Blatt ein berechnetes Feld, das den leeren String (“”) enthält, zu den Details hinzugefügt. Dieses Feld wird später den Drillup auf die Category-Ebene ermöglichen.
Der nächste Schritt besteht aus der Erstellung eines Dashboards, auf dem die drei Arbeitsblätter in einem Container platziert werden. Danach richtet man die Dashboard-Aktionen ein, die die Parameter mit Werten befüllen. Die Parameteraktion für den Category-Parameter sollte Abbildung 1 entsprechen; bei der Aktion für den Sub-Category-Parameter muss sich der Zielparameter und das Quellfeld jeweils auf die Sub-Category beziehen. Zudem werden für den Drillup vom Product-Blatt zwei Aktionen angelegt, die den leeren String dem Category-Paramter bzw. Sub-Category-Parameter zuweisen.
Abschließend wird im Layout-Tab des Dashboards die Kontrolle der Sichtbarkeit jeden Blattes über das entsprechende berechnete Feld gesteuert — also z.B. für die Category-Ebene das Feld Category Level? (siehe Abbildung 2). Jetzt können sich die Nutzer beim Klick auf eine Category die dazugehörigen Sub-Categories anzeigen lassen und beim Selektieren einer Sub-Category die darin enthaltenen Products. Wird auf dem Product-Blatt ein Klick ausgeführt, so springen sie wieder zurück auf die Category-Ebene. Zusätzlich könnten Drillup-Buttons erstellt werden, die es den Nutzern erlauben, auf das jeweils höhere Level zurückzukehren.

Dynamic Zone Visibility Profit by Category
Abbildung 2: Category- Level mit Einstellung der DZV im Layout-Tab
Dynamic Zone Visibility Sub-Category
Abbildung 3: Sub-Category- und Product-Level

 

Den default Drilldown von Tableau können Sie ebenfalls für das Ein- und Ausklappen von Hierarchien verwenden [6]. Da hierbei jedoch alle Ausprägungen eines Levels gleichzeitig ausgeklappt werden, kann der Überblick verloren gehen. In bestimmten Use Cases ist ein kompletter Drilldown aber gewünscht — beispielsweise, wenn Produkte aus verschiedenen Kategorien verglichen werden sollen. Des Weiteren können Sie Drilldowns über Parameter- oder Satzaktionen realisieren [7] [8], welche jedoch einigen Aufwand erfordern und zu Problemen führen, wenn z.B. Filteraktionen auf das zu drillende Diagramm angewandt werden sollen.

2.2. Sheet-Swapping

Beim Sheet-Swapping werden, ähnlich wie beim soeben erklärten Drilldown, Arbeitsblätter innerhalb eines Containers dynamisch ausgetauscht. Für die Analyse von Verkaufszahlen können Sie sich beispielsweise entweder ein Linien-, Balken- oder Streudiagramm anzeigen lassen. Um festzulegen, welches Blatt gerade anzuzeigen ist, wird auch hier ein Parameter erstellt, sowie für alle auszutauschende Blätter je ein berechnetes Feld und gegebenenfalls eine Dashboard-Aktion angelegt. [9]

Bereits vor Einführung der DZV konnte Sheet-Swapping mit Hilfe anderer Methoden realisiert werden. Falls Sie nur eine Kennzahl oder Dimension und nicht den Diagrammtyp dynamisch verändern möchten, ist ein berechnetes Feld, das ein Case-Statement auf einen Parameter enthält, schneller umsetzbar als die DZV. Für das Austauschen verschiedener Visualisierungstypen kann man sich ohne die DZV mit einem Parameter und mehreren berechneten Feldern behelfen [12]. Bei dieser Alternative bleiben jedoch die ausgeblendeten Blätter in Form einer schmalen, leeren Fläche im Container erhalten und beeinträchtigen infolgedessen das Dashboard-Layout. Außerdem kann lediglich die Sichtbarkeit einzelner Elemente und nicht, wie es mit der DZV möglich ist, ganzer Container kontrolliert werden.

Somit können Sie die DZV zum Swapping ganzer Dashboards nutzen; die einzelnen Diagramme werden in dem Fall durch jeweils einen Container ersetzt, der mehrere Visualisierungen enthält [10]. Dadurch können Sie den Wechsel zwischen verschiedenen Dashboards mittels Tableaus Standard-Navigationsschaltflächen vermeiden und damit wertvolle Zeit, die zum Rendern eines neuen Dashboard-Blatts nötig wäre, einsparen [11]. Anstatt die Auswahl des anzuzeigenden Diagramms bzw. Containers über ein Dropdown-Menü anzubieten, können Sie auch Buttons verwenden, denen in einem gesonderten Blatt über die Shapes-Markierung ihre entsprechenden Anzeigeformate und Parameterwerte zugewiesen werden [9].

Dynamic Zone Visibility Profitability
Abbildung 4: Swap vom Profitability-Dashboard zum Discount-Dashboard mit DZV (Quelle: https://public.tableau.com/app/profile/rigor.data.solutions/viz/DYNAMICZONEVISIBILITY/DASHBOARD)

2.3. Anzeigen von Informationen, Filtern und Parametern

Ein weiterer Use Case der DZV ist das Anzeigen zusätzlicher Informationen zu einer bestimmten Visualisierung oder Markierung. Dazu benötigen Sie einen booleschen Parameter, dem beim Klick auf ein Blatt oder eine Markierung mittels einer Dashboard-Aktion der Wert True zugewiesen wird. Alle Blätter bzw. Zonen, deren Sichtbarkeit über diesen Parameter kontrolliert wird, werden somit durch eine entsprechende Userinterkation eingeblendet. [2] Mit Hilfe von beispielsweise eines Buttons, der den Parameterwert auf False setzt, können die eingeblendeten Informationen wieder versteckt werden.

Zudem ist es möglich, die Sichtbarkeit von Legenden und Filtern, die über das gesamte Dashboard verteilt sind, zu steuern [13]. Zuvor konnten Sie zu diesem Zweck die Anzeigen/Ausblenden-Schaltfläche verwenden, für die Sie einerseits keinerlei Parameter und berechnete Felder erstellen müssen und die somit zuträglich für die Performance ist, andererseits aber nur einzelne Elemente bzw. Elemente, die sich zusammen in einem Container befinden, ein- und ausblendet. Auch die Anzeige von Parametern auf dem Dashboard können Sie über die DZV steuern. So steht beispielsweise nur, wenn der User eine bestimmte Produktkategorie ausgewählt hat, das Menü der relevanten Produktunterkategorien bereit.

2.4. Fokus auf ein Diagramm

Ferner kann die DZV Diagramme in den Fokus rücken bzw. vergrößern [13]. Wenn sich auf einem Dashboard unter anderem eine Landkarte oder ein Streudiagramm befindet, ist aufgrund des begrenzten Platzes oft nur ein gewisser Ausschnitt der Visualisierung sichtbar. Dank DZV können Sie an dem Diagramm z.B. einen Zoom-Button anbringen, der es auf die gesamte Größe des Dashboards ausdehnt. Somit sind die Anwender besser in der Lage, Erkenntnisse aus der Darstellung zu ziehen. Mit der Zoom-Toolbar, die für Karten, Streudiagramme und Boxplots verfügbar ist, können Sie lediglich innerhalb des dem Diagramm zugewiesenen Bereichs zoomen, aber nicht die Größe der Visualisierung ändern [14]. Vor Einführung der DZV benötigte man zur Änderung der Diagrammabmessungen eine weitaus weniger elegante Methode — eine Anzeigen/Ausblenden-Schaltfläche und einen unverankerten Container, der über die gesamte Dashboard-Größe gelegt wird und das Diagramm ein zweites Mal enthält.

2.5. Automatische DZV

In den zuvor genannten Use Cases wird stets eine Interkation des Benutzers erfordert, um einen Parameter zu ändern und somit die Sichtbarkeit von Dashboard-Elementen zu kontrollieren. DZV kann jedoch auch ohne jegliche manuellen Aktionen erfolgen und stattdessen auf zuvor festgelegten Bedingungen basieren. Eine äußerst nützliche Anwendungsmöglichkeit der automatischen DZV ist das Anzeigen von Dashboard-Bereichen in Abhängigkeit der Usergruppe. Beispielsweise können Sie das folgende berechnete Feld zur Kontrolle der Sichtbarkeit bestimmter Zonen anlegen: IF ISMEMBEROF(‘Logistik’) THEN TRUE ELSE FALSE [15]. In diesem Fall ist es möglich, ausgewählte Bereiche ausschließlich Benutzern anzuzeigen, die in der Logistikabteilung tätig sind. Infolgedessen müssen Sie nicht mehr verschiedenen Usergruppen unterschiedliche Dashboards zur Verfügung stellen.

Ein weiteres Beispiel der automatischen DZV ist das Anzeigen gewisser Bereiche in Anhängigkeit der Datenbasis. So wird etwa ein bestimmtes Diagramm nur dann eingeblendet, wenn ein im Vorfeld definiertes Verkaufsziel nicht erreicht wurde. Dieses Diagramm könnte detailliertere Hinweise liefern, warum der Absatz hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Es ist zudem möglich, Visualisierungen basierend auf dem aktuellen Wochentag anzuzeigen. So könnte z.B. am Montag eine Zusammenfassung der Vorwoche bereitgestellt werden, während für die restlichen Tage an derselben Stelle eine Aufstellung der tagesaktuellen Zahlen verfügbar ist. [16]

3. Fazit

Die DZV bietet für das Design von Business-Reports einen klaren Mehrwert, da es möglich ist, die User Experience zu verbessern — Dashboards können performanter sowie intuitiver gestaltet werden und auch der Wartungsaufwand verringert sich.

Konkret können Sie mittels DZV bestimmte Bereiche eines Dashboards vergrößern oder Informationen, Filter und Parameter nur einblenden, wenn sie vom User benötigt werden. Somit sind die Benutzer in der Lage, effizienter Erkenntnisse aus den dargestellten Daten zu gewinnen. Sie sollten jedoch, falls möglich, Anzeigen/Ausblenden-Schaltflächen aus Performancegründen bevorzugen.

Sheet-Swapping mittels DZV ist ähnlichen Workarounds überlegen, da dort ganze Container kontrolliert werden können und keine Leerräume entstehen. Es ist zudem möglich, schneller von einem zum nächsten Dashboard zu navigieren. Des Weiteren können Sie dank DZV mehrstufige Drilldowns effizienter erstellen als mit Parameter- bzw. Satzaktionen. In manchen Use Cases kann jedoch der default Drilldown von Vorteil sein, da er einen umfassenderen Vergleich zulässt.

Neben der manuellen DZV bietet die automatische DZV ebenfalls einige Vorteile. So können unterschiedliche Bereiche in Abhängigkeit des eingeloggten Users oder bestimmter Bedingungen angezeigt werden. Dies trägt maßgeblich zur Dynamisierung des Dashboards bei und erleichtert das Zugriffsmanagement.

Abschließend sei darauf hinzuweisen, dass dieser Blogbeitrag nur einen groben Umriss der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der DZV darstellt. Da es sich bei der DZV noch um ein relativ neues Feature handelt, wird sich dessen gesamtes Potenzial erst im Laufe der Zeit offenbaren.

 

Quellen:

[1]  „Dashboard Design Regeln,“ [Online]. Available: https://www.datapine.com/de/artikel/dashboard-design.
[2]  „Use Dynamic Zone Visibility,“ [Online]. Available: https://help.tableau.com/current/online/en-us/dynamic_zone_visibility.htm#:~:text=With%20Dynamic%20Zone%20Visibility%2C%20you,your%20dashboard%20appear%20or%20disappear..
[3]  „Tableau Show/Hide Button,“ [Online]. Available: https://www.thedataschool.co.uk/sijia-wei/tableau-show-hide-button/.
[4]  „SIMPLE Map Drill Down in Tableau with Dynamic Zone Visibility,“ [Online]. Available: https://www.youtube.com/watch?v=BsP1hIXLV64.
[5]  „How to Master the 3-Level Drill Down in Tableau (with Dynamic Zone Visibility),“ [Online]. Available: https://www.youtube.com/watch?v=PqrIUZEXJgA.
[6]  „Durchführen von Drilldowns und Drillups in Cube-Datenquellenhierarchien,“ [Online]. Available: https://help.tableau.com/current/pro/desktop/de-de/buildmanual_multidimensional_drilldown.htm.
[7]  „Multi-Level Drill Down Using Set Actions — Tableau,“ [Online]. Available: https://medium.com/@narahari.sujan/multi-level-drill-down-using-set-actions-tableau-c0491843c433.
[8]  „Actions, Multi-level Drill-down & Up Using Parameter,“ [Online]. Available: https://www.kipi.bi/post/multi-level-drill-down-up-using-parameter-actions.
[9] „How to create sheet swapping buttons using Dynamic Zone Visibility in Tableau,“ [Online]. Available: https://www.thedataschool.co.uk/edward-gay/how-to-create-buttons/.
[10] „Dynamic Zone Visibility in Tableau 2022.3,“ [Online]. Available: https://www.rigordatasolutions.com/post/dynamic-zone-visibility-in-tableau-2022-3.
[11] „Move over Navigation Objects. Dynamic Zone Visibility is here (feat. Taylor Swift),“ [Online]. Available: https://www.thedataschool.com.au/andrew-ho/move-over-navigation-objects-dynamic-zone-visibility-is-here-feat-taylor-swift/.
[12] „How to Do Sheet Swapping in Tableau?,“ [Online]. Available: https://www.thedataschool.com.au/summer-dong/how-to-do-sheet-swapping-in-tableau/.
[13] „Tableau's Best New Feature - Dynamic Zone Visibility,“ [Online]. Available: https://www.youtube.com/watch?v=yOomp9Ay2Xo.
[14] „Zoomen und Schwenken von Ansichten und Auswählen von Markierungen,“ [Online]. Available: https://help.tableau.com/current/pro/desktop/de-de/inspectdata_pan_zoom.htm.
[15] „User Visibility & Seg,“ [Online]. Available: https://www.phdata.io/blog/why-is-dynamic-zone-visibility-important-in-tableau/.
[16] „Dynamic Zone Visibility,“ [Online]. Available: https://datavis.blog/2022/10/31/tableau-dynamic-zone-visibility/.

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Über den Autor

Kristina absolvierte eine Ausbildung zur IT-Systemkauffrau, studierte anschließend Wirtschaftsinformatik und ist nun seit September 2022 als Data Artist bei Woodmark tätig. Im Rahmen ihrer Kundenprojekte beschäftigt sie sich hauptsächlich mit der Entwicklung und Optimierung von BI-Dashboards – insbesondere in Tableau. Zusätzlich bereitet sie die Daten im Backend auf die Analyse und Visualisierung vor.

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